Interview mit Hannah Weinberger, Medien-, Installations- und Performancekünstlerin
Meine Interventionen entlocken dem Ort neue Formen des Zugangs
Für die Künstlerin Hannah Weinberger sind Räume nicht einfach Ausstellungsorte und ihre Installationen und Performances mehr als Objekte oder Ereignisse darin. Ihre Werke vermitteln und verändern die Beziehung zwischen Raum und Besuchenden. Im Gespräch erklärt die Künstlerin, wie sie vorgeht und warum sie in diesem Prozess die Zusammenarbeit mit Rocket Science schätzt.
Rocket Science
Was ist der Ausgangspunkt für Deine Arbeiten?
Hannah Weinberger
Meine Arbeiten starten oft mit der Anfrage zu einem Projekt für einen bestimmten Ort. In diesem Sinn ist der Startpunkt keine Aussage, die ihre Bühne sucht, sondern vielmehr eine noch leere Bühne, die bespielt werden soll. Der Startpunkt ist also meist ein Ort und sein Kontext, den ich als erstes zu verstehen versuche, um mit meiner Arbeit darauf eingehen zu können.
RS
Der Ausstellungsort schafft also den inhaltlichen Rahmen und die Ausstellungseröffnung gibt den nötigen Handlungsdruck?
HW
Ja genau. Daneben gibt aber es auch noch eine Hannah-Welt, in der ich mich bewege und die ihre eigenen Parameter und Grenzen hat, die ebenfalls Teil meiner Arbeit sind. Am Ende ist es schon Hannah, die sich mit dem Ort auseinandersetzt, und nicht der Ort, der sich meiner bedient.
RS
Den Ausgangspunkt Deiner Arbeit habe ich verstanden. Was ist denn jetzt der Ausgangspunkt oder die Ausgangslage für die Zusammenarbeit mit Rocket Science?
HW
Zu Beginn ist es meist eine Art Machbarkeitsstudie. Ich selbst habe keinen Anspruch mich während dem konzipieren, selbst der Idee technisch anzunähern. In diesem gemeinsamen Prozess verändert sich aber oft auch die Ausgangsidee und entwickelt sich weiter. Das Resultat der Zusammenarbeit ist dann mehr als das Meistern einer technischen Herausforderung durch Rocket Science, sondern die gemeinsame, experimentelle Suche nach einem erfüllenden Resultat.
RS
Das Iterative, Experimentelle der Arbeitsweise von Rocket Science scheint Dir also sehr zu liegen?
HW
Nicht nur, dass sie mir liegt. Sie inspiriert mich.
RS
Was darf Rocket Science nicht verlieren?
HW
Zuerst die Leichtigkeit im Umgang mit technischen Herausforderungen. Sie gibt mir Freiheit bei der Suche nach Ideen und Sicherheit auf dem Weg, diese dann auch umzusetzen. Das zweite ist die Art der Zusammenarbeit. Sie denken und handeln nicht als Dienstleister, die eine definierte Aufgabe lösen, sondern werden zu Mitgestaltern eines Resultats. Das war für mich am Anfang neu, und das möchte ich nicht mehr missen
RS
Warum hast Du – anderes als viele Deiner Kolleginnen und Kollegen – nie den Ehrgeiz entwickelt, jedes Bit persönlich zu kennen und jedes Byte selbst zusammengesetzt zu haben?
HW
Mich interessiert die Erweiterung meines Handlungsspektrums die der Einsatz von Technologie ermöglicht. Es wäre deshalb falsch anzunehmen, dass ich mich naiv und ohne Grundwissen auf dieses Abenteuer einlasse. Ich bin aber froh, die Herausforderungen meiner technologisch erweiterten Interventionen dann im Ping-Pong mit Rocket Science zu lösen und mich dem Resultat in einem stetigen Lernprozess anzunähern.
RS
Hannah, danke für dieses Gespräch.
Foto: Gina Folly